Es gibt verschiedene Möglichkeiten auf provozierende, beleidigende oder störende Kommentare zu reagieren, denn einheitlichen Richtlinien, die auf jeden Fall zum Erfolg führen, sind nicht bekannt. Zuerst ist es wichtig, zu erkennen, ob es sich um einen Fake-Account, Bot oder wirklich einen Troll handelt. Und, ob die Person wirklich trollt oder vielleicht nur unzufrieden ist, aber echtes Interesse an Austausch hat oder sich z. B. auf diese Art mitteilen will. Die Möglichkeiten sind vielfältig und je nach Einzelfall auch unterschiedlich zu bewerten: Will ich der Person Aufmerksamkeit schenken und ihr somit auch mehr Reichweite geben oder soll ich sie rigoros blocken? Bringt es der Community einen Mehrwert? Kann ich der Person eventuell im Sinne von pädagogischer Arbeit helfen oder muss ich das sogar, um unseren Projektzielen gerecht zu werden? Oder ist es an diesem Punkt wichtiger die Community und/oder einzelne Nutzer*innen zu schützen?
Laut Mimikama ist Trollen nicht nur ein Akt der Störung, sondern oft ein komplexes psychologisches Phänomen. Mimikama kommt daher zu dem Schluss, dass eine gesunde und respektvolle Online-Kommunikation gefördert würde, sofern ein Verständnis der Psychologie hinter dem Trollen und die Kenntnis seiner Auswirkungen auf Online-Diskurse bestünde. Es gäbe keine einfachen Lösungen, aber Bewusstsein, Bildung und aktive Moderation können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen dieses Phänomens zu verringern. Das Community Management vom Volksverpetzer hingegen hat eine sehr klare und strikte Vorgehensweise. Es nutzt das Blocken als Schutz vor Spam und Trollerei. Sie möchten die Community vor Desinformationen, Verunsicherung und unseriösen Inhalten schützen und setzen daher ihre Grundsätze auch extrem streng durch. Das bedeutet aber nicht, dass unkommentiert geblockt wird. Sie gehen auf die Argumente immer ein, adressieren alle Fake News und antworten mit Artikeln, die das beleuchten, um sich nicht von Trollen leiten zu lassen. Die Artikel können alle sehen und vielleicht auch Sachen rauskopieren oder selber nutzen. Sie wandeln somit ihren Ärger in eine Antwort um, schaffen Werkzeug für Leute, die diese Argumente im Netz selbstständig sehen.
Für unser Projekt ist es wichtig einen guten Mittelweg zwischen Rigorosität und Hilfsangebot zu finden, da wir nicht allein ein klassisches Community Management betreiben, sondern auch einen pädagogischen Auftrag haben. Hier gilt es immer gut abzuwägen, welchen Weg wir einschlagen. Es gibt für uns keine klare Anleitung und nicht die eine Vorgehensweise. Einen Rahmen bietet unsere Netiquette, denn in unserem Fall ist es besonders wichtig, klare Regeln festzulegen. Aufgrund unserer spezifischen Themen und Ausrichtung der Stiftung, sind in manchen Konfliktsituationen frühzeitiges Eingreifen und Widersprechen nötig. Ein Grundsatz, der für uns gilt: Wir diskutieren nicht mit gefestigten rechtsextremen Weltbildern“. Weiterhin ist es für unsere Arbeit und die Community nicht nützlich, sich auf lange Diskussionen mit Rechtspopulist*innen, Verschwörungsgläubige usw. einzulassen, wenn klar erkennbar kein Interesse an einer Einigung besteht und Gegenargumente nicht beachtet werden. In derartigen Fällen ist es nicht mehr sinnvoll, beide Seiten in die Überlegungen einzubeziehen, die Situation aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen, für alle Beteiligten akzeptable Lösungen zu finden und einen offenen Dialog zu fördern. Hier ist es viel wichtiger – auch im Sinne des Jugendschutzes – klare Standpunkte aufzuzeigen, falsche Behauptungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen, Grenzen zu benennen, die Community mit einzubeziehen und wenn nötig zu blocken.
|