Die Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” der Plattform Correctiv zeigte, noch einmal eindrücklich, was für eine zentrale Rolle TikTok & Co. im sog. “Informationskrieg” antidemokratischer Akteur*innen einnimmt: Die strategische Nutzung sozialer Plattformen und Algorithmen dient zur Verbreitung von Desinformationen, Hassrede und Propaganda. Vieles davon war uns bereits bekannt, dennoch verdeutlichte die Recherche noch einmal eindrücklich, welche zentrale Bedeutung Demokratiefeinde, Rechtsextreme und der parteiförmige Rechtsextremismus Videoplattformen wie TikTok zuschreiben und welche enormen Ressourcen, sie aufbringen, um dort im Rahmen des Superwahljahrs 2024 auch mögliche Erstwähler*innen zu erreichen.
Die Vision des Projektes Visualising Democracy ist von Beginn an, politische Wissenskommunikation zu stärken und junge Menschen zu ermächtigen, selbst auf sozialen Plattformen aktiv zu werden. Das Ziel: einer Gefahr für die Demokratie entschieden und proaktiv entgegenzuwirken. An zwei Wochenenden im Januar und Februar in Berlin konnten wir mit jungen Menschen an dieser Idee arbeiten und sind unserer Vision einen Schritt näher gekommen. Denn nach wie vor gibt es leider zu wenig dezidiert demokratischen Widerspruch in den sozialen Netzwerken.
Die Content-Creator*innen Wochenenden unseres Projektes erfreuen sich bei den jeweiligen Ausschreibungen immer großer positiver Resonanz. Neben Inputs und Workshops zu Themen wie Funktionsweisen von TikTok und den Desinformationsstrategien antidemokratischer Akteur*innen vermitteln wir den jeweils 20 Teilnehmenden zwischen 18 - 28 Jahren an zwei Wochenenden in Berlin fundiertes Wissen und Fähigkeiten, um ein eigenes (Wissens-)Format und Kurzvideos auf der Plattform produzieren zu können und sich gleichzeitig vor möglicher aufkommender Hassrede zu schützen. Die Zeit zum Austausch und Spaß beim Drehen eigener Clips kam natürlich auch nicht zu kurz.
Neben praktischen Tipps und Tricks gaben die eingeladenen Influencer*innen viel.leicht und krawallklara den Teilnehmenden einen Einblick in ihre tägliche Arbeit auf TikTok: Warum ist die Plattform so reizvoll, für Jugendliche? Wie erarbeite ich mir und erreiche ich eine eigene Zielgruppe? Wie kann Wissensvermittlung im Kurzvideoformat funktionieren, ohne in Verkürzungen zu verfallen? Wie nutze ich Sounds, Filter und Humor, damit das Video viral geht und über die Grenzen der eigenen Zielgruppe hinaus Verbreitung findet?
Während viel.leicht unterhaltende Videos dreht...
... setzt krawallklara den Fokus auf politische Wissensvermittlung
Kim Chakraborty aka “viel.leicht” sitzt u.a. in der Redaktion der Zdf-Mediathek und ist eine Host des entsprechenden TikTok-Accounts. Doch auch außerhalb der Arbeit ist sie viel auf TikTok und erstellt unterhaltenden Content. Ihr Vorgehen dafür beschreibt sie den Teilnehmenden in ihrem Input „Big on TikTok - Die Algorithmus-Nuss knacken“. Denn um TikTok zur Förderung demokratischer Werte nutzen zu können, braucht es erst einmal ein rudimentäres Verständnis für die Logik und Funktionsweisen von erfolgreichem Content auf der Plattform.
Der zweite Input von Klara (“krawallklara”) hatte politischen Content und den Umgang mit Shitstorms und Hatespeech im Fokus. Auf Klaras Account findet man zahlreiche Inhalte rund um die Themen und aktuellen Erscheinungsformen von Antifeminismus, Rechtsextremismus und mehr.
Der Großteil der Wochenenden wurde zur Produktion von Videos genutzt. Unter dem Motto und unserer Kampagne #factsoverfakes entstanden zahlreiche Kurzvideos zu aktuellen politischen Themen: die Creator*in la.raffenland (Video links) gibt einen Einblick, wie Emojis auf TikTok gezielt als Codes der rechten Szene genutzt werden. Domi.Dose (Video rechts) zeigt in seinem Beitrag, inwiefern der Auftritt der CDU/CSU auf den derzeit stattfindenden Demos gegen Rechts scheinheilig einzustufen ist..
Wie problematisch die Verstrickungen der neuen DAVA-Partei sind - einer der türkischen AKP nahestehnden Partei in Deutschland - wird von smauldu erklärt (Video links). Und inwiefern sog. “Social-Bots” Stimmung in den Kommentarspalten auf TikTok machen uns uns beeinflussen, erfahrt ihr von der Creator*in zerr_ay (Video rechts).
Über das Wochenende hinaus sollen die Teilnehmenden als Content-Creator*innen auf TikTok unterwegs sein, über die Themen Desinformationen, Verschwörungsideologien und Hate Speech aufklären und damit eigene demokratische Akzente setzen.
Daniel Heinz (Video links) spielt in seinem Video mit Klischees und Stereotypen und teilt seine eigenen Erfahrungen als Russlanddeutscher und erzielte eine viralen Hit. Daneben wurde von Teilnehmenden der Kanal kAIne.Erinnerung (Video rechts) ins Leben gerufen, die mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz eine mögliche Zukunft veranschaulichen, in der Straßennamen diskriminierender Gewalt durch Namen der Erinnerung ersetzt werden.
Natürlich ist damit das Problem von Desinformation und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auf TikTok und Co. nicht gelöst, aber es ist ein Anfang: positive Akzente auf der Plattform gegen Hass und Hetze zu setzen, andere Menschen dazu zu bewegen, aktiv zu werden und eine attraktive und ansprechende Form der (digitalen) Wissensvermittlung zu etablieren.
Diese und weitere Videos der Teilnehmenden finden sich unter der Kampagne #factsoverfakes auf TikTok.
Euch haben die Videos der Teilnehmenden gefallen?
Schreibt gerne ein Kommentar in der Kommetarspalte der Videos auf TikTok oder schreibt uns per Mail, wie ihr die Videos findet. Wir geben die Rückmeldung gerne weiter!