Das Wort „Vanilla” wird umgangssprachlich häufig als Metapher für Weiß-sein verwendet. Das Farbschema, als ausschlaggebendes Charakteristikum, bezieht sich nicht nur auf Kleidung und Design, sondern auch auf Make-Up und hat somit einen exkludierenden Beigeschmack. Ein Großteil der Videos unter dem Hashtag zeigt weiße, meist blonde und normschöne junge cis Frauen. Da scheint kein Platz für Frauen zu sein, die davon abweichen. Das Problem sind weiße und eurozentristische Schönheitsideale. „Decolonize your beauty-standards!” ist ein Ausruf aus BIPOC (Black, Indigenous, People of Colour)-Kreisen, der fordert, rassistische Schönheitsideale zu reflektieren, welche weit in die Kolonialzeit zurückreichen. Die Kritik der fehlenden Diversität sollte jedoch nicht nur dem "Vanilla Girl"-Trend gelten. Die Influencerin Summer Charles sagt in einem ihrer Videos: „So white women being the center of an aestetic is a reflection of the world, not the aestetic itself“ (Übersetzt: „Also weiße Frauen, die im Mittelpunkt einer Ästhetik stehen, sind ein Spiegelbild der Welt, nicht der Ästhetik an sich”). Es wäre ein Trugschluss, die Kritik nur bei diesem spezifischen Trend zu bringen. Dies würde vermitteln, dass es sich dabei nicht um den Status Quo handelt. Die Influencerin macht darauf aufmerksam, dass die scheinbar anti-rassistische Kritik an dem Trend auch eine Kehrseite hat: Indem Kritiker*innen den Trend als exklusiv weiß definieren, würden sie bestätigen, dass Attribute wie Unschuld, Reinheit und Neutralität nicht durch schwarze Frauen verkörpert werden könnten.
Die Influencerin behauptet, jede*r kann minimalistisches Makeup oder beigefarbene Kleidung tragen. Die Frage ist: Ist dieser Trend wirklich nur weißen Frauen vorbehalten oder sind diese einfach nach wie vor überrepräsentiert, wie bei vielen anderen Trends auch? Und inwiefern spielt der Algorithmus der Plattform hierbei eine Rolle?
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