In erster Linie ist grundlegend wichtig, eigene Vorurteile der Plattform gegenüber abzubauen. Es ist ein weit verbreitetes Narrativ unter Menschen, die die Plattform nicht nutzen, dass TikTok lediglich für Unterhaltung herhalte. Dabei gilt es, das politisierende Potenzial und einen möglichen Berührungspunkt für junge Menschen mit Nachrichten und politischen Diskursen zu erkennen. Die politische Bildungsarbeit in Schulen und Jugendeinrichtungen berücksichtigt die Lebensrealitäten im Hinblick auf ihre präferierten Medienangebote oftmals nicht. Laut Vertrauensstudie haben drei von vier Jugendlichen zwischen 12-16 Jahren kein Vertrauen in Zeitungen. Gleichzeitig verändert sich die Medienrezeption dahingehend, dass immer kürzere Inhalte fernab von den klassischen Gatekeepern rezipiert werden. Informative Formate auf TikTok lösen längst klassische Beiträge in (Online-) Zeitungen ab.
Jetzt ist es an sozialpädagogischen Bilder*innen, die Relevanz dieser Formate zu erkennen und in der Bildungsarbeit zu thematisieren, in Unterrichtseinheiten einzubinden, in der Jugendförderung zu besprechen. Nur so stellen wir sicher, dass alle relevanten Medienkanäle erfasst und hinreichend bearbeitet werden. Wichtig ist dabei auch, mit den Jugendlichen über Kriterien der Quellenprüfung zu sprechen: Was unterscheidet auf TikTok verlässliche von weniger verlässlichen Quellen? Woran erkenne ich den Unterschied zwischen Menschen, die zu einem Thema Expertise haben, und Menschen, die einfach nur auf einen Trend aufspringen, aber nicht Substantielles zu sagen haben? Was sind Besonderheiten in der Kommunikation auf TikTok und wie können Jugendliche auf der Plattform in gesellschaftlichen Debatten agieren?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir die Erfahrungen aus unserer pädagogischen Arbeit mit Sozialen Medien am Beispiel von TikTok sowie relevante wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengetragen.
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