TikTok und Desinformation in der Arbeit mit Jugendlichen - Tipps & Tricks
Wie können wir in der Arbeit mit Jugendlichen TikTok thematisieren und Medienkompetenz fördern? Beim Thema Wissensvermittlung zu sozialen Medien wird häufig nach Anleitungen und Optionen gesucht, die einem das vermeintlich richtige und falsche Verhalten erklären oder vor welchen Gefahren geschützt werden muss. Im Vordergrund sollte jedoch die mündige und souveräne Teilhabe in digitalen Räumen stehen, die durch Kompetenzen und Verständnis erworben wird.
Für eine Annäherung an die komplexe Auseinandersetzung mit digitalen Medien und deren Logiken ist das Dagstuhl-Dreieck praktisch, welches in schulischen oder außerschulischen Kontexten genutzt werden kann. Ein ergebnisoffener Einstieg über eine der drei Fragen: “Wie funktioniert das?”, “Wie wirkt das?” oder “Wie wird das genutzt?” unter gleichzeitigem Einbezug der individuellen und gesellschaftlichen Perspektiven öffnet Raum für Überlegungen und Diskussionen. Am Beispiel TikTok kann etwa die Frage “Wie funktioniert TikTok?” ein grundlegendes technisches Verständnis für die Logik des Algorithmus hervorbringen - und so eine Grundlage, zu diskutieren, warum welche Beiträge eine große Reichweite erfahren. Auch die Fragen “Wie wirkt das auf mich und die Gesellschaft?” oder “Wie nutzen ich und andere TikTok?” führen die Jugendlichen zu einer kritischen Selbstreflexion und gemeinsamen Austausch.
Das Dagstuhl Dreieck: digitale Bildung aus drei Perspektiven
Der Vorteil liegt auf der Hand: die Lernenden nähern sich über ihre eigenen Fragen einem Gegenstand an, der ihre Lebensrealität widerspiegelt, bringen vorhandenes Wissen ein, teilen dieses und arbeiten Handlungsperspektiven aus. Eine didaktische Ausarbeitung des Dagstuhl-Dreiecks z.B. für soziale Medien und passende Unterrichtseinheiten finden sich u.a. auf der Website der Hochschule Schwyz.
Mit Desinforamtionen umgehen - Medienkompetenz fördern
Im Umgang mit Desinformationen ist es wichtig, Kompetenzen im Bereich der Informationsbewertung und Recherche zu erlangen. Ansatzpunkt sind dabei die vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen der Jugendlichen, um sie langsam an das Thema heranzuführen und am Wissensstand der Jugendlichen anzusetzen.
Um Falschinformationen erkennen zu können, benötigt es Vorwissen, wie etwa die Recherchekompetenz. Wo bekomme ich vertrauenswürdige Informationen? Wie sind Quellen zu bewerten? Ein Einstieg in die Thematik der Recherche ist die Stärkung der Quellenbewertungskompetenzen. Die Praxisidee: die Jugendlichen erfahren über die praktische Auseinandersetzung einer Quellenrecherche - die als Methode etwa auch in den schulischen Alltag eingebaut werden kann - welche Anlaufstellen es für Informationen gibt, wie diese angesteuert werden und zu bewerten sind. Hierfür können beispielsweise tagesaktuelle Geschehnisse, deren mediale Aufarbeitung oder Darstellung über TikTok-Videos, Nachrichten etc. dienen. Anregungen für eine konkrete Umsetzung und Materialien findet man etwa auf den Seiten von SaferInternet.
Das erlangte Wissen kann für eine weiterführende Arbeit genutzt werden, etwa für das Fakten checken und der Umgang mit Desinformationen - als Anlaufstelle lohnt sich der Faktenchecker von Correctiv - oder das Vertreten von Positionen, Meinungen und Ansichten. Einen Anhaltspunkt der praktischen Umsetzung für Lehrende und Multiplikator*innen sowie zahlreiche Unterrichtsmaterialien zur Quellenrecherche, Desinformationserkennung und ähnlichem finden Interessierte in der Unterrichtsreihe “Meinung im Netz gestalten” der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter e.V..
Veranstaltungstipp
Falls ihr mehr über die Arbeit mit Jugendlichen zum Thema TikTok und Desinformation wissen wollt, empfehlen wir euch unsere digitale Podiumsdiskussion:
TikTok als Informationsraum
Zukunftsperspektiven für eine demokratische Gesellschaft
TikTok polarisiert. Während die einen Berührungsängste haben und andere die Plattform gar verbieten wollen, nutzen 73 Prozent der deutschen Teenager sie bereits aktiv. TikTok ist zu einem wichtigen Kommunikationskanal für die Gen Z geworden. Das ruft auch antidemokratische Akteur*innen auf den Plan, die Desinformation streuen. Im lauten und schnelllebigen TikTok-Feed fällt es Jugendlichen oft schwer, sie als solche zu erkennen. Wie gehen wir nun mit den Chancen und Herausforderungen um, die sich aus diesem Spannungsfeld ergeben? Was wird bereits getan, um Jugendliche für irreführende Inhalte zu sensibilisieren? Und wo müssen Politik, politische Bildner*innen und Plattform ansetzen, um Desinformation zu bekämpfen?
Ihr habt schon Erfahrung gesammelt in der Arbeit mit Jugendlichen und TikTok und/oder Desinformationen und wollt euch mit uns austauschen? Oder habt weitere Fragen, Anregungen oder ein paar nette Worte für uns? Schreibt uns einfach: